Spendenstand: 745€+ zugesagte Spenden: 1,17€ pro kmKilometerstand: 2518Radpannen(Platten)/Stürze: 11(8)/0Eigentlich sollte dieser Blogeintrag ein witziger über das landschaftliche Auf und Ab sein, doch nach Lachen war mir in den letzten Tagen leider eher seltener zumute. Deshalb wird dieser Beitrag recht offen und ehrlich.Nachdem es einen Tag mit minimierten Gewicht wunderbar rollte, war der nächste eher ein Tag zum Vergessen. Nach einer  kurzen Schwimmrunde galt es (mal wieder) einen über 1000 Meter hohen Pass zu überwinden. Ich schaffte keine 10 Kilometer ehe ich neben dem Verlust einer weiteren Gepäcktaschenschraube von einem Doppelplatten überrascht wurde. Nach der Zwangspause vergingen ganze 20 Minuten bis mein Tacho/Fahrradcomputer anfing zu streiken (Da auch ein späterer Batteriewechsel und alle anderen Ideen der Problembehebung nicht halfen, müssen die Kilometer seitdem mit dem Handy aufgezeichnet werden). Auf der zunehmend steiler werdenden Strecke kamen kurz vor Erreichen des Passen schließlich noch Platten Nummer drei und Oberschenkelkrämpfe hinzu. Die Aussicht und die anschließende Abfahrt konnte ich daher nur eingeschränkt genießen, bevor ich am Abend ziemlich geplättet wieder auf Meereshöhe ankam. An diesem Tag kann man wohl getrost von einem Gesamtsytemausfall sprechen. Beim erfolgreichen Reparieren, Baden, Schnorcheln und Durchatmen am eingelegten Pausentag schöpfte ich neue Energie. Ich rettete mich auf dem letzten Flicken 50 Kilometer in den nächsten Ort mit Radladen und deckte mich ordentlich mit Schläuchen und neuem Flickzeug ein. Dies war auch dringend nötig, denn am darauffolgenden Tag ließen die nächsten Platten nicht lange auf sich warten. Die Ursachen der Platten Reifen waren übrigens recht vielseitig: Dorn oder Nagel im Mantel, aber auch ein aufgerissenes Felgenband (Danke für die Reparatur-Fernberatung an Papa!).Allen Widrigkeiten zu Trotz entschied ich mich dennoch, noch vor der griechischen Grenze nach Osten ins Landesinnere abzubiegen und somit für den herausfordernden, aber vermutlich auch landschaftlich schöneren Weg. Vielleicht auch nach dem Motto: Jetzt erst recht! Belohnt wurde ich mit dem Blick aufs Blue Eye – eine wunderschöne, farbenfroh sprudelnde Quelle in den albanischen Bergen. Über einen weiteren Pass gelang ich dann am Abend zur griechischen Grenze. Irgendwie wäre es ja auch unpassend für diese Tour gewesen, in mein Zielland nicht auch mit einer Bergetappe zu starten. Der Grenzübertritt nach Griechenland war schon ein tolles Gefühl: Es aus eigener Kraft so weit geschafft zu haben, ließ die vorangegangenen Probleme kurzzeitig vergessen und machte mich auch ein bisschen Stolz 😊Leider sollte mein erster vollständiger griechischer Tag auch mein bisher schlimmster werden. Ich war gemütlich auf einer wenig befahrenen Landstraße unterwegs als ich plötzlich von fünf aggressiven, laut bellenden Hunden attackiert wurde, die links, rechts und vor mir her rannten (ich wünschte ich würde übertreiben 🙈). Sie schnappten nicht nur nach meinen Taschen und letztlich biss mir einer von ihnen hinten in den Oberschenkel. Ich hatte große Angst und wollte einfach nur irgendwie da rauskommen. Wahrscheinlich waren es nur zehn Sekunden, doch es fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Als ich schließlich entkam und 500 Meter später voller Adrenalin und mit rasendem Herzschlag anhielt, brach ich in Tränen aus – mehr wegen des Schocks als aus Schmerz. Durch medizinische Fernbehandlung (Danke Uli und Stefan!) und vor allem (und noch viel wichtiger) durch beruhigendes Zureden und mentale Aufbauarbeit (Danke Reiki!) verarztete ich mich und schwang mich etwas mitgenommen wieder aufs Rad. Zum Trost wollte ich nun erst Recht zum Aussichtspunkt oberhalb der Vikos-Schlucht gelangen (sehr beeindruckend). Natürlich schaffte ich es bis dahin nicht ohne einen weiteren Platten…Die Aggressivität der Hunde hat im Vergleich zu Albanien so stark zugenommen und ich merkte, dass nicht die Straßenhunde, sondern die Hofhunde das große Problem für mich bzw. auch für alle anderen Radfahrer darstellten. Jeder Hund, jedes offene Hoftor, jeder landwirtschaftliche Betrieb, jeder Schrottplatz – ich stand unter Dauerstrom aus Angst vor einer Wiederholung. Nach weiteren Angriffen von immer mindestens 2-3 Tieren, die meinen Puls immer wieder ins Unermessliche trieben und mein Durchkommen unmöglich machten (zumindest in meinem psychischen Zustand), konnte ich einfach nicht mehr. Sowohl körperlich als auch mental war der inzwischen weit fortgeschrittene Tag so kräftezehrend und ich einfach komplett ausgelaugt. Ich versuchte verzweifelt einen Schlafplatz und eine Dusche zu erfragen, doch da ich den Hundebiss in Hoffnung auf ein mitleidiges „Komm rein“ erwähnte, wurde ich schließlich samt Fahrrad und Gepäck auf der Ladefläche zunächst in eine Apotheke und schließlich ins Krankenhaus gefahren. Ich glaube mein Anliegen wurde nicht so ganz verstanden, vielleicht auch aufgrund der Sprachbarriere. Neben der Verwunderung über meine bereits vorhandenen Tollwut- und Tetanus-Impfungen erhielt ich letztlich nur ein neues Pflaster und landete schließlich (psychisch) komplett erschöpft gegen 22 Uhr in einem nahegelegenen Hotel.Die letzten Tage waren also geprägt von einer Vielzahl platter Reifen, dem Ausfall meines Kilometerzählers und vor allem einer Menge aggressiver Hunde. Freude und Spaß beim Radeln traten dabei leider immer wieder in den Hintergrund. Auch wenn es immer schwerer fällt, versuche ich weiterhin, jeden Rückschlag als neue Herausforderung anzunehmen und mich an jedem gemeisterten (noch so kleinen) Problem hochzuziehen. Bei Radpannen gelingt mir das auch noch ganz gut, aber die Angst vor den Hunden ist so kräftezehrend und beansprucht meine ganze Aufmerksamkeit. Auch mit zwei Stöcken bewaffnet erschrickt mich jeder Baumstumpf oder alter Autoreifen in der Ferne. Ich hoffe, dass sich das in den nächsten Tagen etwas beruhigt.