Ein letztes Mal melde ich mich auf dieser Seite zu Wort. Nach vier Tagen in Athen und dreitägiger Rückreise mit Zügen, Fähre und letztmals 50 Kilometern auf dem Rad bin ich inzwischen wieder zu Hause angekommen.
Zwei aufregende und ereignisreiche Monate voller unvergesslicher Momente liegen hinter mir. Ich bin durch wunderschöne Natur geradelt, aber auch kulturelle Highlights der Balkan-Halbinsel lagen auf meiner Route. Es ging über Bundesstraßen und Feldwege, ausgebaute Radwege genauso wie über Stock und Stein. Vor allem die vielen interessanten Begegnungen mit den verschiedensten Menschen haben meine Tour und mich geprägt. Natürlich gab es auch Tage, die nicht so einfach und voller Herausforderungen waren, aber gerade das Meistern dieser hat mich noch mehr angetrieben. Am Ende überwiegen definitiv die positiven Erlebnisse und Gefühle und ich bin einfach sehr glücklich, dass ich eine solche Tour gemacht habe 😊
Vielen Dank an euch alle für euer Interesse an meiner Radtour und vor allem für eure zahlreichen Spenden. Wer noch nicht dazugekommen ist, seine Spendenzusage in die Tat umzusetzen, den würde ich bitten, dies bitte noch bis zum 30.11.2023 nachzuholen.
Hier noch ein paar Zahlen für alle Statistikfreunde:
Gesamtkilometer: 3.113
Tage (davon geradelt): 50 (45)
Km/Tag (inkl./ohne Pausentage): 62,26 (69,18)
Beradelte Länder:
Deutschland 96 km
Österreich 126 km
Italien 544 km
Slowenien 34 km
Kroatien 884 km
Bosnien-Herzegowina 9 km
Montenegro 176 km
Albanien 491 km
Griechenland 753 km
Nach der Rückkehr aufs Festland trennten sich Andi‘s und mein Weg wieder (danke für die schönen gemeinsamen Tage 🙂). Während es für ihn weiter in den Südosten von Peloponnes ging, fuhr ich die letzten Tage mit herrlichem Rückenwind am Golf von Patras und am Golf von Korinth entlang. Da es quasi wie von selbst rollte und ich viel zu schnell vorankam, legte ich noch einmal zwei Pausentage ein und genoss die warmen Temperaturen beim Lesen, Musik hören und Rekapitulieren der letzten Wochen 😊 Als letztes großes Highlight überquerte ich den beeindruckenden Kanal von Korinth und dann befand ich mich auch schon auf der Zielgeraden nach Athen. Landschaftlich waren die vergangenen Tage durch die zunehmende Bevölkerungs- und Industriedichte entlang der Küste nicht mehr so beeindruckend, aber ein netter Platz am Strand zum Baden und Entspannen ließ sich eigentlich immer finden 😉
Nach genau 50 Tagen auf Tour und 3.113 geradelten Kilometern erreichte ich schließlich mein großes Ziel – die Akropolis in Athen 😊 Ein Mix aus Freude, Stolz und etwas Ungläubigkeit kam in mir auf, als ich sie so majestätisch über der Stadt thronend erblickte. Nun werde ich ein paar Tage Athen erkunden, bevor es dann mit Zügen und Fähre zurück nach Deutschland geht.
Ich habe es also geschafft, jetzt seid ihr ihr an der Reihe! Es ist an der Zeit, eure zahlreichen Spendenversprechen einzulösen 🙂 Die 113 Kilometer, um die ich mich verschätzt bzw. absichtlich und auch mal versehentlich verfahren habe, verzeiht ihr mir hoffentlich. Eure Spendenzusage in die Tat umsetzen, könnt ihr ganz einfach direkt über diese Seite oder per Überweisung auf das unten angegebene Konto mit dem Verwendungszweck „Micha auf dem Rad“ (Anleitung zum Spenden siehe weiter unten auf dieser Seite). Damit ihr euch voll und ganz aufs Spenden konzentrieren könnt, habe ich das Rechnen schon mal für euch übernommen 😊 Wer keine krummen Summen mag, darf natürlich auch gerne aufrunden 😉
1 Cent/km – 31,13 €
2 Cent/km – 62,26 €
3 Cent/km – 93,39 €
4 Cent/km – 124,52 €
5 Cent/km – 155,65 €
6 Cent/km – 186,78 €
7 Cent/km – 217,91 €
8 Cent/km – 249,04 €
9 Cent/km – 280,17 €
10 Cent/km – 311,30 €
P.S.: In den nächsten Tagen kommt noch ein Abschlussbeitrag mit einem kleinen Gesamtfazit 🙂
Spendenstand: 745 € + zugesagte Spenden: 1,18€ pro km Kilometerstand: 2714 Radpannen(Platten)/Stürze: 11(8)/0
Zwischen Kilometer 2000 und 2500 war einfach der Wurm drin: sowohl was die Funktionsfähigkeit meines Fahrrads als auch meine physische und vor allem mentalen Kräfte angeht. Dazu kamen neben den Pannen und Hundeattacken noch Regen und einige Gewitter. Aber auch solche Phasen gilt es zu durchstehen. Ich war mir von Anfang an bewusst, dass nicht die ganze Tour Friede, Freude, Eierkuchen wird und ein Stück weit habe ich diese Herausforderungen ja auch gesucht – um daraus zu lernen und gestärkt hervor zu gehen. Die eigene Komfortzone zu verlassen und zu erweitern, das war das Ziel. Und dass das nicht ohne Rückschläge geht, wusste ich auch. Wie man damit umgeht und was man daraus macht, darauf kommt es an. Und so ging es weiter: Während zwei längerer Tagesetappen am Ambrakischen Golf entlang aus der Gebirgsregion heraus in Richtung Küste nahm auch die Anzahl der Hunde deutlich ab und ich wurde nach und nach wieder entspannter. Auch mein Rad rollte jetzt wieder so, wie es sollte und mein Lächeln kam mit jedem Kilometer mehr zurück 😊 Auf Lefkada traf ich Andi aus Österreich, der ebenfalls mit dem Rad unterwegs ist. Wir verbrachten einen entspannten Abend mit tollen Gesprächen und beschlossen, einige Tage zusammen zu radeln. Mit der letzten Fähre des Jahres ging es von Lefkada nach Kefalonia. Es hat sich definitiv gelohnt, eine kleine Sporteinheit am Morgen einzulegen, um diese noch zu erwischen, auch wenn wir dafür leider keine Zeit zur Erkundung von Lefkada hatten. Den Lohn dafür haben wir nun jeden Tag vor der Nase: Traumhafte Buchten, süße Dörfer und atemberaubende Ausblicke. Selbst beliebte Touriattraktionen wie ein Höhlensee und eine Tropfsteinhöhle sind zur Zeit menschenleer und deren Besuch wurde durch die Stille und Natürlichkeit nochmals um ein Vielfaches aufgewertet. Mir geht es inzwischen also deutlich besser 😊 Nach der harten letzten Woche sind nun eine gebrochene Zeltstange oder 1000 Höhenmeter am Tag gar kein wirkliches Problem mehr. Es ist halt alles relativ und ich freue mich, dass es wieder bergauf geht 😉
Spendenstand: 745€ + zugesagte Spenden: 1,17€ pro km Kilometerstand: 2518 Radpannen(Platten)/Stürze: 11(8)/0
Eigentlich sollte dieser Blogeintrag ein witziger über das landschaftliche Auf und Ab sein, doch nach Lachen war mir in den letzten Tagen leider eher seltener zumute. Deshalb wird dieser Beitrag recht offen und ehrlich. Nachdem es einen Tag mit minimierten Gewicht wunderbar rollte, war der nächste eher ein Tag zum Vergessen. Nach einer kurzen Schwimmrunde galt es (mal wieder) einen über 1000 Meter hohen Pass zu überwinden. Ich schaffte keine 10 Kilometer ehe ich neben dem Verlust einer weiteren Gepäcktaschenschraube von einem Doppelplatten überrascht wurde. Nach der Zwangspause vergingen ganze 20 Minuten bis mein Tacho/Fahrradcomputer anfing zu streiken (Da auch ein späterer Batteriewechsel und alle anderen Ideen der Problembehebung nicht halfen, müssen die Kilometer seitdem mit dem Handy aufgezeichnet werden). Auf der zunehmend steiler werdenden Strecke kamen kurz vor Erreichen des Passen schließlich noch Platten Nummer drei und Oberschenkelkrämpfe hinzu. Die Aussicht und die anschließende Abfahrt konnte ich daher nur eingeschränkt genießen, bevor ich am Abend ziemlich geplättet wieder auf Meereshöhe ankam. An diesem Tag kann man wohl getrost von einem Gesamtsytemausfall sprechen. Beim erfolgreichen Reparieren, Baden, Schnorcheln und Durchatmen am eingelegten Pausentag schöpfte ich neue Energie. Ich rettete mich auf dem letzten Flicken 50 Kilometer in den nächsten Ort mit Radladen und deckte mich ordentlich mit Schläuchen und neuem Flickzeug ein. Dies war auch dringend nötig, denn am darauffolgenden Tag ließen die nächsten Platten nicht lange auf sich warten. Die Ursachen der Platten Reifen waren übrigens recht vielseitig: Dorn oder Nagel im Mantel, aber auch ein aufgerissenes Felgenband (Danke für die Reparatur-Fernberatung an Papa!). Allen Widrigkeiten zu Trotz entschied ich mich dennoch, noch vor der griechischen Grenze nach Osten ins Landesinnere abzubiegen und somit für den herausfordernden, aber vermutlich auch landschaftlich schöneren Weg. Vielleicht auch nach dem Motto: Jetzt erst recht! Belohnt wurde ich mit dem Blick aufs Blue Eye – eine wunderschöne, farbenfroh sprudelnde Quelle in den albanischen Bergen. Über einen weiteren Pass gelang ich dann am Abend zur griechischen Grenze. Irgendwie wäre es ja auch unpassend für diese Tour gewesen, in mein Zielland nicht auch mit einer Bergetappe zu starten. Der Grenzübertritt nach Griechenland war schon ein tolles Gefühl: Es aus eigener Kraft so weit geschafft zu haben, ließ die vorangegangenen Probleme kurzzeitig vergessen und machte mich auch ein bisschen Stolz 😊 Leider sollte mein erster vollständiger griechischer Tag auch mein bisher schlimmster werden. Ich war gemütlich auf einer wenig befahrenen Landstraße unterwegs als ich plötzlich von fünf aggressiven, laut bellenden Hunden attackiert wurde, die links, rechts und vor mir her rannten (ich wünschte ich würde übertreiben 🙈). Sie schnappten nicht nur nach meinen Taschen und letztlich biss mir einer von ihnen hinten in den Oberschenkel. Ich hatte große Angst und wollte einfach nur irgendwie da rauskommen. Wahrscheinlich waren es nur zehn Sekunden, doch es fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Als ich schließlich entkam und 500 Meter später voller Adrenalin und mit rasendem Herzschlag anhielt, brach ich in Tränen aus – mehr wegen des Schocks als aus Schmerz. Durch medizinische Fernbehandlung (Danke Uli und Stefan!) und vor allem (und noch viel wichtiger) durch beruhigendes Zureden und mentale Aufbauarbeit (Danke Reiki!) verarztete ich mich und schwang mich etwas mitgenommen wieder aufs Rad. Zum Trost wollte ich nun erst Recht zum Aussichtspunkt oberhalb der Vikos-Schlucht gelangen (sehr beeindruckend). Natürlich schaffte ich es bis dahin nicht ohne einen weiteren Platten… Die Aggressivität der Hunde hat im Vergleich zu Albanien so stark zugenommen und ich merkte, dass nicht die Straßenhunde, sondern die Hofhunde das große Problem für mich bzw. auch für alle anderen Radfahrer darstellten. Jeder Hund, jedes offene Hoftor, jeder landwirtschaftliche Betrieb, jeder Schrottplatz – ich stand unter Dauerstrom aus Angst vor einer Wiederholung. Nach weiteren Angriffen von immer mindestens 2-3 Tieren, die meinen Puls immer wieder ins Unermessliche trieben und mein Durchkommen unmöglich machten (zumindest in meinem psychischen Zustand), konnte ich einfach nicht mehr. Sowohl körperlich als auch mental war der inzwischen weit fortgeschrittene Tag so kräftezehrend und ich einfach komplett ausgelaugt. Ich versuchte verzweifelt einen Schlafplatz und eine Dusche zu erfragen, doch da ich den Hundebiss in Hoffnung auf ein mitleidiges „Komm rein“ erwähnte, wurde ich schließlich samt Fahrrad und Gepäck auf der Ladefläche zunächst in eine Apotheke und schließlich ins Krankenhaus gefahren. Ich glaube mein Anliegen wurde nicht so ganz verstanden, vielleicht auch aufgrund der Sprachbarriere. Neben der Verwunderung über meine bereits vorhandenen Tollwut- und Tetanus-Impfungen erhielt ich letztlich nur ein neues Pflaster und landete schließlich (psychisch) komplett erschöpft gegen 22 Uhr in einem nahegelegenen Hotel. Die letzten Tage waren also geprägt von einer Vielzahl platter Reifen, dem Ausfall meines Kilometerzählers und vor allem einer Menge aggressiver Hunde. Freude und Spaß beim Radeln traten dabei leider immer wieder in den Hintergrund. Auch wenn es immer schwerer fällt, versuche ich weiterhin, jeden Rückschlag als neue Herausforderung anzunehmen und mich an jedem gemeisterten (noch so kleinen) Problem hochzuziehen. Bei Radpannen gelingt mir das auch noch ganz gut, aber die Angst vor den Hunden ist so kräftezehrend und beansprucht meine ganze Aufmerksamkeit. Auch mit zwei Stöcken bewaffnet erschrickt mich jeder Baumstumpf oder alter Autoreifen in der Ferne. Ich hoffe, dass sich das in den nächsten Tagen etwas beruhigt.
Spendenstand: 375 € + zugesagte Spenden: 1,17€ pro km Kilometerstand: 2151 Radpannen/Stürze: 3/0
Meine Zeit in Albanien begann mit einem nass-kalten Regentag. Diesen verbrachte ich auf einem Hof, welcher scheinbar ein beliebter Fernradler-Treff ist, und nutzte ihn, um mein Fahrrad auf Vordermann zu bringen und mich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Dabei stellte sich witzigerweise heraus, dass nahezu jeder zweite Athen als Ziel hatte (von in drei Wochen bis zu einem Jahr war alles an geplanter Reisezeit dabei)😄. Von dort aus machte ich mich auf den Weg in Richtung Tirana. Im Gegensatz zu den meisten anderen Radreisenden, die ich traf, die die albanische Hauptstadt umgehen bzw umfahren wollten, hatte ich einen wichtigen Termin im albanischen Nationalstadion: das Stadtderby zwischen FK Partizani und KF Tirana ⚽️😉 Dies hatte natürlich zur Folge, dass ich mich den einen Tag stadteinwärts und den anderen stadtauswärts dem mächtigen Verkehr stellen musste, den so eine Hauptstadt mit sich bringt. Mit höchster Konzentration, gesundem Menschenverstand (im Zweifel auch für andere Verkehrsteilnehmer mit 😜), dem Glück, dass albanische Autofahrer zumindest etwas rücksichtsvoller als beispielsweise die kroatischen sind und ein bisschen Daumen drücken und hoffen, gelang es mir, den Großstadtverkehr unfallfrei zu bewältigen. In Albanien ist jetzt eine meine schlimmsten Befürchtungen eingetreten: Straßenhunde an fast jeder Ecke (zumindest in den besiedelten Gegenden). Wer mich kennt, weiß, dass ich sowieso schon nicht so den besten Draht zu Hunden habe. Die meisten der Straßenhunde hier liegen nur herum, doch nicht wenige rennen auch bellend auf mich zu und verfolgen mich eine gefühlte Ewigkeit, egal wie schnell ich auch fahre. Wenn diese einen am Abend dann auch noch ins Zelt treiben und am nächsten Morgen zwei Schnauzen im Vorzelt herumwühlen und Hund Nummer 3 mit den Vorderpfoten von der anderen Seite aufs Zelt steigt, könnt ihr euch vorstellen, auf welchem Level sich mein Wohlfühlfaktor befand 😬 Nach den vielen Bergetappen in Kroatien und Montenegro war es ein schöner Gedanke, auch mal 200 flache Kilometer im Westen Albaniens vor mir zu haben. An die Stelle der Höhenmeter trat dafür nun allerdings starker Gegenwind, der mir ein Strich durch meine Hoffnung auf ein paar entspannte Radtage machte. Nach einem dieser Tage kam ich in der Dämmerung ziemlich erschöpft an einem (bis auf ein Wohnmobil) etwas verlassen wirkenden Campingplatz an. Auf ein leckeres Spaghetti-Abendbrot mit Bier und netten Gesprächen, auf das mich Susanne und Jürgen in ihren Camper einluden, folgte die bisher härteste Nacht auf meiner Tour. Zu dem Starkwind des Tages gesellte sich in der Nacht ein dreistündiges Gewitter. Während sich auf der einen Seite die ersten Heringe aus dem aufgeweichten Boden lösten, drückte der Wind auf der anderen Seite die Zeltwand soweit ein, dass sich der Platz darin nahezu halbierte und die Nässe nach und nach auch ins Innenzelt vordrang. Gefühlt brach außerhalb meines Zeltes gerade die Welt zusammen. Ich kauerte mich immer weiter zusammen, bedeckte den Schlafsack mit meinem Handtuch und versuchte mir einzureden, dass nach jedem Tief auch ein Hoch kommt. Doch auch der Regenradar auf dem Handy sollte mir bis 5 Uhr keine Hoffnung geben. Als ich schließlich doch nochmal für 2-3 Stunden Schlaf fand und morgens aus dem Zelt kroch, sah ich einen wolkenfreien, blauen Himmel, der so tat als wäre nichts gewesen – es war verrückt. Susanne und Jürgen erklärten sich bei einem kurzen Gespräch am Morgen freundlicherweise bereit, einen Beutel mit verzichtbaren und überflüssigen Gegenständen und Klamotten mit nach Deutschland zu nehmen (meine erste Idee, sie im Paket nach Hause zu schicken, scheiterte an Kosten im dreistelligen Bereich). An dieser Stelle nochmal vielen lieben Dank euch beiden 😊. So verlor ich in nur einer Nacht also nicht nur fast meine Nerven und mein Dach überm Kopf, sondern auch 3-4 kg Reisegepäck 😉